Markbein und Kartoffelstock (Ein König Kimi-Blog)

Neulich kam die Flussfrau mit einem riesen Packen Fleisch an. Natürlich war es mal wieder nicht für mich, sondern für die zweibeinigen Mitglieder des Rudels bestimmt. Den ganzen Nachmittag schmorte die Leckerei auf dem Herd und roch dabei so schrecklich gut, dass es mir unmöglich war, etwas anderes zu machen, als um die Töpfe zu schleichen. Am Abend verzerrten sie dann unter „mhh“ und „so guet“ den ganzen, grossen Haufen vor meiner Nase, ohne dass auch nur ein einziges Stückchen vom Tisch heruntergefallen wäre. So gemein und gefühlskalt kann der Mensch sein. Ich schaute sehr beleidigt zu meinen Zweibeinern hoch und als die Flussfrau meinen Blick auffing, überkam sie endlich das längst fällige Mitgefühl.

Sie ging zum Topf und fischte mir ein Markbein raus. Freunde, das war das Beste, was ich je gefressen habe. Zu Beginn war es ganz zart und fein. Mit der Zeit aber wurde das Teil steinhart. Dabei roch es noch immer so teuflisch gut, dass ich einfach nicht davon ablassen konnte. Und dann hörte ich, wie die Flussfrau zum grossen Wassermann sagte: „Wir müssen aufpassen, sonst schluckt der Gierhals noch den ganzen Knochen in einem Happen runter.“

Da wusste ich, das Glück war befristet, und bevor sie mir meine Beute wieder wegnehmen konnten, biss ich einmal kräftig zu und schaute, dass sie wegkam. Die Flussfrau traute ihren Augen nicht. Und die Wassermänner lugten erst unter das Sofa und suchten dann die ganze gute Stube ab. Da könnt ihr lange suchen, dachte ich hämisch. Diesen Knochen nimmt mir nichts und niemand mehr weg. Und danach schlief ich selig und mit gut gefülltem Magen ein.

Am nächsten Morgen, noch vor der Frühpatrouille, rief die Flussfrau den schönen Tim an. Anschliessend kochte sie, unter heftigem Gebrummel, Kartoffelstock mit einem Löffel Öl. Ein seltsames Fressen war das, nicht so übel allerdings, als dass ich es hätte stehen lassen. Aber zum Zmittag gabs das Selbe wieder, und und am Abend gleich nochmals, und danach war mir endgültig schlecht von dieser ewigen Plörre. Es wurde mir gar so elend, dass das ganze Zeug äussert zügig vorne und hinten wieder raus kam.

Und was dann folgte, könnt ihr euch sicher vorstellen: Natürlich landetet ich wieder beim schönen Tim. „Du bist mir vielleicht ein Schlumpf“, meinte er freundlich und liess aus irgend einem Grund die Nadel weg.

Dafür machte er Fotos von mir, von allen Seiten und in allen Lagen, dabei wurde ich ausgiebig gestreichelt und gelobt und gepiekt hat das auch nicht. Danach hat der schöne Tim meiner Flussfrau die Fotos erklärt. „Da ist weit und breit kein Knochen zu finden. Ein super Verwerter dein König Kimi! Kartoffelstock hingegen, scheint ihm eindeutig mehr zuzusetzen.“ Und dann folgte das obligate Menschengelächter. Hohoho, war das mal wieder sauglatt.

„Die Fotos hätten sie sich sparen können“, erzählte ich abends meiner Prinzessin Xira. „Ein Terrier ist eben ein Kamikaze auch was die Magensäfte anbelangt“. „Wie gross war denn der Knochen?“, wollte meine Holde wissen. Und ich antwortete ziemlich wahrheitsgetreu, dass er bestimmt einen Durchmesser von zehn Zentimetern hatte. Vielleicht sogar mehr. So eher gegen zwanzig, mindestens! „Wow“, sagte Xira, so ein Teil zu verputzen, schafft ja nicht mal eine deutsche Dogge. König Kimeli, du bist und bleibst der Grösste für mich.“

Und somit war mir neben dem besten aller Knochen auch einmal mehr die Bewunderung der schönsten aller Hundedamen sicher. Freunde, dafür nimmt man die ölige, weisse Sauce und ihre Konsequenzen doch gerne in Kauf.

Bis bald, euer König Kartoffelstock