Date mit Mark Knopfler

Das geht nun schon seit über dreissig Jahren so mit uns.

Damals war ich siebzehn. Die Klassenreise war eine Katastrophe und La grande Motte war es ebenso. Hoffnungslos verschandelt schon vor drei Jahrzehnten, ein bauliches Verbrechen an das nächste gereiht. Die Strände aber waren eine Offenbarung. Vor allem im Oktober, kein Mensch mehr da, ausser uns.

Wir gingen ohne Ziel und Richtung. Einfach immer geradeaus. Die Vorderste hatte den Ghetto Blaster geschultert. Eros Ramazotti, adesso tu. Ja, das hörten wir zu jener Zeit und wir hörten es mit Hingabe. Irgendwann wechselte jemand unter grossem Protest das Tape. Und was dann kam, war Liebe auf den ersten Klang. Zumindest für mich. Un colpo di fulmine, wie Eros sagen würde, aber dem hörte ja längst niemand mehr zu.

Da war diese Gitarre, und plötzlich erstarb das Backfischgeschnatter. Weil alle lauschten. Und Eros vergassen. In einer einzigen Sekunde. Träumten. Abhoben. In neue Welten abtauchten. Und dabei hatten wir weder gekifft noch getrunken.

Dire Straits. So hiessen die Magier, und der Oberzauberer war Mark Knopfler.

Nach der Reise hab ich mir als erstes die Platte gekauft. Später die CDs. Eine nach der Andern. Jedes Mal ein Fest. Und Song für Song mehr Kitt. Wie in einer althergebrachten Ehe.

Seit jenem Tag in La grande Motte habe ich mindestens hundert Mal meinen Wohnort gewechselt.

Ein dutzend Mal meine Vorlieben.

Einige Male gar meine grosse Liebe.

Mark aber ist geblieben.

Ist sozusagen meine immerwährende Liebe geworden.

So verlässlich wie Ebbe und Flut.

Weil das einfach passt. Mit uns. Und wir zusammen älter werden. Genussvoll. Eine unkomplizierte Beziehung führend: Er spielt Gitarre und ich bin davon hingerissen. Und dazwischen macht jeder was er will.

Morgen treffen wir uns wieder. Auf der Piazza von Locarno. Nach sechs Jahren Pause. Romeo and Juliet. Wir werden uns blind verstehen wie immer. Obwohl das nicht mein Lieblingssong von ihm ist. Schon eher Tunnel of Love. Oder Telegraph Road. Wobei gerade Waterline mich auch immer und immer wieder aufs Tiefste berührt.

Aber dazu mehr im nächsten Blog. Versprochen.