Es war einmal…

(Eine wahre Birs Legende)

 …vor langer, langer Zeit ein grosser, gruseliger Hai. Der lebte in den wilden Meeren zu Rotterdam, und weil er so gross und gruselig war, hatten alle andern Fische Angst vor ihm. Aus lauter Einsamkeit schwamm der Hai eines Abends in die berühmte Haifischbar und trank dort ordentlich einen über den Durst. Und während er so plantschte und trank, konnte er seine Glubschaugen nicht von der heissen Hilde lassen, die ihren Fischschwanz so anmutig um die Stange schlang, dass er sich nach dem siebten Bier vollends, unendlich und für alle Zeiten in sie verliebte hatte.

Und als sie sich nach getaner Arbeit zu ihm treiben liess, und sie zusammen noch etwas weitertranken, verliebte sich auch Hilde tief, aufrichtig und für einen ganzen Abend lang in ihn. Und so geschah es, dass sie beschlossen, Rhein aufwärts in eine gemeinsame Zukunft zu schwimmen. Sie schwammen und schwammen, bis der Schlaf sie überfischte. Und als der grosse, gruslige und jetzt auch glückliche Hai am Morgen erwachte, hatte er zwar einen gewaltigen Kater, dafür aber war seine Geliebte verschwunden.

Bestimmt ist meine Liebste flussaufwärts vorausgeeilt, beruhigte er sich, und machte sich auf, sie wieder einzuholen. Doch wie weit er auch gen Süden weiterreiste, die Schöne blieb verschwunden. Erst als der Hai völlig entkräftet beim Hotel Drei König vorbeischwamm, dämmerte ihm, dass seine Hilde ihn vielleicht verlassen haben könnte. Da kamen dem Fisch so grosse Tränen, dass er nichts mehr sehen konnte, und beim Birsköpfli versehentlich in die Birs einbog.

Und so schwamm er das Flüsschen hoch Richtung Quelle, verzweifelt und mit gebrochenem Herzen, bis für seinen grossen Körper kein Durchkommen mehr war und er, auf dem Rücken liegend , seine letzten Schwimmzüge tat…

Sein Geist aber hört bis heute nicht auf, nach seiner Liebsten zu suchen. Uns so schwimmt er jedes Jahr zur heissen Jahreszeit, wenn der Mond rund ist und die Turmuhr zwölf schlägt, Richtung Birsköpfli und von dort aus direkt in die Bar in Rotterdam. In welcher er sich Jahr für Jahr sieben Biere genehmigt und vergebens auf seine Hilde wartet.

Aber nur die zarten, leisen und geduldigen Menschenseelen können ihn auf seiner Reise beobachten. Für alle anderen bleibt er unsichtbar und sein Geheimnis für immer verborgen.

 

Dieses Dokument ist durch eine glückliche Fügung in die Hände der Flussfrau gelangt, und hiermit erstmals der breiten Öffentlichkeit zugänglich…Also ihr zarten Seelen, zweifelt nicht an eurer Wahrnehmung, sondern setzt euch weiterhin an den Fluss, lasst eure Füsse vom Wasser umspielen und eurer Fantasie derweil Flügel wachsen!