Poolparty!!!

Die Flussfrau ist ja bekanntlich ein halber Fisch. Und so staksig und unbeholfen sie manchmal zu Lande daherkommt, so schwerelos fühlt und bewegt sie sich im Wasser.

So ist es nur selbstverständlich, dass sie im Sommer die umliegenden Flüsse zum Bade nutzt und beim Schwimmen, Plantschen und Spritzen im Nass schon mal meint, sie sei eine waschechte Undine.

Wen wundert es somit, dass ihre grösste Angst während des Lockdowns die drohende Ausgangsperre und das somit verbotene Bade im Rhein war.

«Was mach ich nur ohne Wasser im Sommer? Ich werde mich auf dem Balkon zu Tode schwitzen», malte sie ihre sommerliche Zukunft schwarz. Während der grosse Wassermann diese Sorge nur schwer nachvollziehen konnte, weil ihm das Wasser stets zu nass und zu kalt ist, liess der trockene Ratschlag des jungen Wassermannes nicht lange auf sich warten: «Du kannst ja die Badewanne mit kaltem Wasser füllen.»

Dieser Vorschlag machte die Flussfrau hellhörig und so kam sie auf den Gedanken, dass ein Balkonpool die einzige Rettung für die Sommersaison 2020 sei. Natürlich amüsierten sich die Wassermänner königlich über diese Idee und gemeinsam stellten sie sich vor, wie die Badenixe inklusive Pool bald einen Stock tiefer bei den lieben Tanten auf dem Balkon landen würde. Aber da sie wussten, dass Frau und Mutter nicht das geringste Interesse für Statik hegte, ersparten sie ihr und sich unliebsame Rechnereien bezüglich Längs- und Querfestigkeit und allfälligen Kubiklitern.

Zudem hätte rechnerisches Wissen die Flussfrau kaum aufgehalten, schliesslich fand sie im Internet rasch Optionen, die für den Flussbaubalkon wie geschaffen. Und so schwärmte sie schon bald von Kneipschen Sitzbadewannen, hölzernen Zubern, faltbaren Schlauchbooten und sonstigen seltsamen Gefässen, in die sich ein erwachsener Mensch zusammen mit ein paar Litern kaltem Wasser zwängen und quetschen kann, so er das denn unbedingt will.

Anfänglich hofften die Wassermänner, die Faszination für diese Schrecklichkeiten würde sich wieder legen. Aber spätestens als die Flussfrau die Website mit dem meerblauen Balkonpool zum Aufblasen gefunden hatte, war klar, dass das Unabdingbare umgehend per Post bestellt würde. Kaum war das Paket angekommen, pumpten der junge Wassermann und seine Mutter den Pool im Teamwork auf, lagen abwechslungsweise trocken Probe und füllten ihn danach geduldig mit der Spritzkanne auf.

Und dann kam endlich der grosse Moment und die Flussfrau sprang in die Fluten, schwamm ein paar Runden, liess sich Treiben im Nass und war mal wieder das kleine Mädchen, dass sie vor langer, langer Zeit einmal gewesen war.

Die Wassermänner staunten nicht schlecht, wie gross die Freude, ob so einem kleinen Pool sein konnte. Doch da Glückseligkeit ansteckend ist, freuten sich bald alle zusammen und das Teil war somit im Schnuz amortisiert.

Nun, wie ihr wisst, kam die Ausgangssperre dann glücklicherweise ja doch nicht. Deshalb schwimmt die Flussfrau jetzt auch wieder im Rhein. Der Pool hat Algen angesetzt und beherbergt mittlerweile Insektenleichen aller Art. Der junge Wassermann – ganz nüchterner Ökonom – meint, das sei ein schöner Fehlkauf gewesen und überstelle zudem den halben Balkon für nichts und wieder nichts. Nun, mit zweiterem mag er ja recht haben.

Ein Fehlkauf jedoch war es nie und nimmer! Hat er den Bewohnern des Flussbaus doch eines der grössten Vergnügen während des Lockdowns bereitet. Und der Flussfrau ganz nebenbei ein Wiedersehen mit ihrem inneren Kind beschert.

 

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