Per i miei carissimi studenti e amici

Home-Office

Normalerweise hat die Flussfrau das Büro ja für sich allein. Aber seit das Virus umgeht, verschanzt sich der grosse Wassermann darin und hält von morgens bis abends seine Telefonkonferenzen ab. Natürlich ist auch die Suite des jungen Wassermanns 24/7 besetzt, Skype, Face-Time, online Unterricht, «bitte nicht stören, gell Mama!»

So zügelt die Flussfrau ihre Bücher und den Laptop halt auf den Esstisch. Viel hat sie aktuell ja ohnehin nicht vorzubereiten, die Schule ist, oh Jammer und Elend, geschlossen. Und trotzdem muss man sich ja ausbreiten, ein bisschen Heimat finden in all dem Neuen und Unfassbaren. Und kaum hat sich die Vertriebene eingerichtet, streckt der junge Wassermann den Kopf aus seiner Suite und ruft mit Nachdruck:

«Mama ich habe Hunger»! Also räumt die Flussfrau ihre sieben Sachen wieder vom Tisch und kocht als untadelige Ehefrau und Mutter eine zünftige Schüssel Pasta. Doch die schätzt nur der Wassermann im Wachstum, der andere will lieber «Blevita und nur zwei drei davon und grad im Stehen», sonst werde er zu fett und zudem sei in zwei Minuten Konferenz mit Spanien.

Und wie die Herren der Schöpfung beide auf ihre Art satt und die Küche poliert, räumt die Flussfrau ihr Hab und Gut wieder auf den Tisch und denkt, das Beste für sie sei wohl, ein bisschen zu schreiben. Abzutauchen in ihre Geschichte von dem Esel und dem Podere in Italien, auf dem in ihrer Geschichte kein Virus wütet und alles friedlich ist, grazie alla forza della fantasia.

«Ein Kaffee wär jetzt super, und hats vielleicht noch etwas Süsses?» Der grosse Wassermann ist bereits aus Spanien zurück und Reisen macht bekanntlich Hunger. Und natürlich hat es beides, Kaffee und Gutzi und der Laptop der Flussfrau wandert somit wieder von der Tafel. Viel Zeit für Gemütlichkeit hat der Gatte jedoch nicht, der nächste «Call» steht an, diesmal sozusagen um die Ecke mit Bern.

Und so sitzt die Flussfrau alsbald wieder allein am Tisch, geradezu entwurzelt, wie sie voller Mitgefühl für sich selbst erkennt. Und als sie seufzend erneut ihren Laptop installieren will, ist es dem jungen Wassermann just in diesem Moment «langwilig ums Mul umme» und er fragt, ob im Flussbau nicht allenfalls ein klitzekleines z’ Vieri zu haben sei.

Da knallt die Flussfrau ihre Kiste zurück auf ihr Stuhlasyl und meint säuerlich, aber natürlich doch, sie habe ja nichts anderes zu tun, als von morgens bis abends die italienische Mamma zu mimen. Der grosse Wassermann, der bekanntlich Ohren hat wie ein Luchs, ruft daraufhin direkt aus der Leitung mit Bern, ob denn auch alles in Ordnung sei in Augst?

Nein, nichts ist in Ordnung, adesso basta, ich will einen eigenen Arbeitsplatz und zwar sofort, oder ich fange an zu meutern!» So die pathetische Antwort della mamma der dritten Generation.

Nun, eine meuternde Mutter kann kein Wassermann gebrauchen, schon gar nicht in Zeiten von Corona. Und so wird der Flussfrau schnell und unbürokratisch der Balkontisch als Bürotisch zugesprochen und umgehend in der guten Stube in einer ruhigen Ecke installiert.

Ganz selig sitzt die Flussfrau nun in ihrem neuen Bürozuhause. Und der Kaktus, den ihr der junge Wassermann mit den Worten «gleich und gleich gesellt sich gern» hingestellt hat, scheint ihr die passendste Büropflanze überhaupt.

Und so sind die Polpette con Verdure auch an diesem Abend mit Liebe zubereitet. Wie immer. Und wie immer am Abend essen alle mit Appetit. Und das ist dann ein Stück Heimat für alle.

 

 

 

 

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