Tour des jardins (Ein König Kimi-Blog)

Vom Fluss bis zum Dalbedych wars ein gänzlich unspektakulärer Spaziergang: Ein bisschen Schnüffeln hier, ein wenig Markieren da, und ab und zu ein aufgestöbertes Häppchen fressen, verbotenerweise versteht sich. Aber die Flussfrau, schwer vertieft ins Gespräch mit ihrer Freundin, war angenehm abgelenkt und somit landete die eine oder andere vergessene Köstlichkeit am Wegesrand direkt in meinem königlichen Magen.

Freunde, ihr seht, mir ging es gut, ich hatte den Ärger, der leider alsbald auf die Idylle folgte, also nicht gesucht. Oh nein! Ich wars nicht, natürlich nicht, es war die Katze, wie könnts auch anders sein! Also eigentlich war es eher ein Puma, oder so eine Art Baumtiger. Auf jeden Fall ein Monster und es hing in diesem Baum fett und frech und schaute herablassend auf mich hinunter. Anfänglich wollte ich das Unding ja ignorieren und stoisch und mit aufrechter Rute an ihm vorbeigehn. Ich bin schliesslich mittlerweile ein König mit Erfahrung und zudem stand der Baum in einem Garten und der Garten war dick eingezäunt. Hier den Chef zu markieren, bedeutete folglich viel Arbeit und mindestens ebenso viel Stress mit der Flussfrau. Ich war also gerade dabei, mich für die bequeme Lösung des Problems und somit gegen diese Jagd zu entscheiden, als die Katze auf dem Baum miaute:

„Na, du kleiner Stinker da unten, hol mich doch, wenn du dich dich traust!“ Und innerhalb einer Sekunde war der kleine Stinker flach wie eine Pizza und unter dem Zaun durch. Beinahe hätte ich den Säbeltiger mit einem Sprung vom Baum geholt. Immerhin sah er sich genötigt, eine Etage höher zu ziehen und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm gehörig die Meinung zu bellen, was er mit viel Gefauche und Gejammer beantwortete. Dazu schrien und flehten von der andern Seite des Hages die Flussfrau und ihre Freundin: „Kimeli kumm, Kimmeli kumm Würschtli, Kimeli jetzt kumm doch endlich, Kimi jetzt längts, Fuss!“

Es war also plötzlich sehr lärmig am sonst so ruhigen Dalbedych und das eine oder andere Fenster öffnete sich und die Bewohner positionierten sich genüsslich und mit bestem Blick auf das Spektakel. Die Flussfrau versuchte zwischenzeitlich über das Gartentor zu klettern um mich zu holen, aber das war so ein Spitzzaun und so hing sie schliesslich schimpfend und fluchend zwischen Himmel und Erde fest. Die Freundin rief aufs Geratewohl in die Gegend: „Hallo, hallo ist da jemand?“, und eine hilfsbereite Anwohnerin brachte einen Stuhl, mit dessen Hilfe es den zwei Frauen endlich gelang, mein ungelenkes Menschenfrauchen in den Garten zu hieven.

Und ausgerechnet in diesem Moment roch es erneut nach Katze! Dieses zweite Exemplar hockte im Gebüsch und war schnell aufgestöbert. Einiges schmächtiger als das Ungeheuer im Baum, war sie eine kleine Nummer für einen grossen König wie mich. Allerdings setzte sie sich umgehend in den angrenzenden Garten ab, was für mich bedeutete, dass ich mich diesmal flach wie ein Toast machen musste um sie, zwischen den Gitterstäben hindurch, auf das gegenüberliegende Grundstück zu verfolgen. Alsbald stellte ich sie jedoch auf Nachbars englischem Rasen und das verzweifelte Vieh langte fauchend mit seinen Krallen nach mir und die Zuschauer an den Fenstern hielten die Luft an und riefen: „Uhhh, nei“ und „Ahhh“ und „Eieiei“, „das kommt nicht gut.“ Die Flussfrau kletterte derweil schwitzend und stöhnend über den Zaun wieder zurück auf den Weg.

Während des Duells auf freiem Felde, welches ich früher oder später zweifellos für mich entschieden hätte, rettete sich die Katze auf ein Bäumchen in einem dritten Garten und ich natürlich pfeilschnell hinterher. Nur leider war dort das Gartentor offen. So stapfte die Flussfrau ausser Atem, schnurstracks und grün vor Wut herbei und pflückte mich sozusagen direkt vom Baum. Somit war das Abenteuer für mich beendet, die Bewohner schlossen die Fenster und die nette Anwohnerin nahm ihren Stuhl wieder mit.

Natürlich schimpfte mich die Flussfrau nicht aus, denn sie hatte in der Hundeschule gut aufgepasst, und gelernt, dass wir Hunde das unter Umständen furchtbar falsch interpretieren.

„Wie schön, dass wir dich wieder haben“, sagte sie stattdessen spitz, leinte mich an und und zog mich mich wort- und emotionslos auf direktem Weg nach Hause.

Am Abend, wie sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, erzählte sie den Wassermännern: „Ich hab ihm danach natürlich gebührend die Leviten gelesen. Und er hat sich aus vollstem Herzen entschuldigt mir hoch und heilig versprochen, dass er nie, nie, nie mehr eine Katze jagen wird!“ „Was für einen Wunderhund wir doch haben“, lachte der grosse Wassermann und der kleine Wassermann brachte mir zur Belohnung einen dicken Knochen.

Freunde, ihr habts gehört: Nie, nie, nie mehr! Ein Parson ein Wort! Bis zur nächsten Gelegenheit…

Euer Kimi

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