Schneekönig (Ein König Kimi-Blog)

Wenn der grosse Wassermann die Koffer aus dem Keller holt, muss ich höllisch aufpassen, dass mein Rudel mich nicht vergisst und ohne mich auf Reisen geht. Kimi allein daheim. Jeder Hund weiss, welch Albtraum das ist.

Als schlauer Parson lege ich mich somit jeweils direkt in den Koffer. Da die Packerei bei der Flussfrau endlos lange dauert („Ah, das nehm ich mit, oder nein, vielleicht doch besser das, mhhh oder brauche ich vielleicht beides, ach nein, das passt nicht zum dem, ich glaube, es ist besser, wenn ich das hierlasse und dafür jenes einpacke…“), vertrieb ich mir die Zeit mit meinem Büffelhautdonat, der so vorzüglich schmeckte, dass ich ausgiebig in den Koffer sabberte. Das hat dem grossen Wassermann gar nicht gepasst und ich musste mir ein neues Plätzchen suchen. Also legte ich mich auf die Unterhemden des kleinen Wassermannes, denn ohne Wäsche verreisen die Menschen nie, meine Güte, welch Karsumpel die immer mitschleppen, unglaublich. Und während der grosse Wassermann den Koffer schrubbte, geiferte ich munter auf die Ferienwäsche, und das hat dann wiederum der Flussfrau nicht gepasst, und ich wurde erneut verjagt.

So lag ich schlussendlich vor der Türe und passte dösend auf, dass sich niemand heimlich davonstahl. Wie immer hat sich meine Hartnäckigkeit ausgezahlt und so sass ich zu guter Letzt neben dem singenden kleinen Wassermann auf dem Rücksitz des Autos. Leider war der Stress damit noch nicht zu Ende. Bald war mir so elend schlecht, dass ich kräftig kotzen musste. Der kleine Wassermann hörte auf zu Singen und startete stattdessen ein ohrenbetäubendes Geschrei. Der grosse Wassermann fuhr auf den nächsten Parkplatz und begann wieder zu schrubben, allerdings diesmal das Auto. Die Flussfrau putzte und beruhigte derweil den kleinen Wassermann und mich. Und weil wir danach noch immer nicht in den Ferien angekommen waren, sondern weiterfuhren, kotzte ich nochmals, und nachdem abermals alles und alle geputzt waren, gleich wieder. Danach war mein Magen leer, alle (inklusive mir) völlig erledigt und die Ferienstimmung im Eimer. Doch dann tauchten in der Ferne die Berge auf und ich roch den Schnee und alles war vergessen und die ganze Truppe mit einem Schlag wieder quietschfidel.

In den folgenden Tagen spazierten wir durch endlose Wälder, stundenlang, tausend unbekannte Gerüche in der Nase. Ich der Späher natürlich zuvorderst und bis zum Bauch im Schnee. Am Abend dann schliefen alle in einem grossen Bett und ich als Wachhund diesmal in der Mitte.

Einmal jedoch, da wurde es so richtig gefährlich: Es roch … tatsächlich… nach Wolf … und das nicht zu knapp! Liebe Freunde, ich schwöre, so wars. Der Geruch nach Wolf lag in der Luft und das roch, nein das stank äusserst bedrohlich. Und so blieb ich in diesem Waldstück sicherheitshalber ganz nahe bei der Flussfrau und den Wassermännern. Natürlich nicht aus Angst, aber nein doch, wo denkt ihr hin. Sondern aus Sorge. Jemand musste ja mein Menschenrudel vor den bösen Wolf beschützen. Und wer kann das besser als ich, König Kimi, Hund von wahrer und einmaliger Grösse? Und wie immer wurde mein Mut belohnt und kein einziger Wolf stellte sich mir entgegen.

Natürlich hab ich Xira nach unserer Heimkehr von den Wölfen erzählt. Und dass sie gruselig und gfürchig waren, und mindestens zu zehnt und ganz nahe kamen und dabei schauerlich heulten. Und Xira meinte, ich sei ihr furchtloser Schneekönig für immer und ewig und mit mir würde sie bis ans Ende der Welt reisen. Und ich sagte: „Prinzessin Xira, das würde ich auch mit dir: Reisen bis nach Timbuktu und weiter, als dein Bodyguard und König.“ Die Kleinigkeit mit der Kotzerei liess ich dabei unerwähnt. Man soll ja keine schlafenden Hunde wecken. Zudem weiss der schöne Tim bestimmt ein Wundermittel für einen Weltenbummler wie mich…

Somit auf zu neuen Ufern und auf bald! Euer Kimi