Flussflegel (Ein König Kimi-Blog)

Ein Hund von imposanter Grösse war ich schon immer. Die letzten Wochen aber geschieht mir wahrlich Triumphales: Ich hebe jetzt beim Pinkeln das Bein, rechtwinklig, schwungvoll und formvollendet und bin somit ab sofort ein rechter Rüde und an der Birs endgültig der Grösste.

Wer als König geboren ist, ist zum Chef bestimmt. Das lass ich jetzt Hinz und Kunz auch wissen, zur Not mit viel Gebell und Radau. Die Flussfrau legt dieser Tage des öftern die Stirn in Falten und meint: „Jetzt ist unser Winzling endgültig vom Grössenwahn befallen“, und der grosse Wassermann schmunzelt und sagt, „dem wird wohl demnächst einer d’Hiehner iitue“.

Nun, bis jetzt bin ich hier am Fluss noch keinem Huhn begegnet. Dafür einem Pitbull, der es wagte, sich meinem Ball zu nähern. O.k., er war erst vier Monate alt und ich war wohl etwas rabiat. Auf jeden Fall hat Frau Pitbull geschrien: „ Hilfe, Hilfe, nehmen sie ihr Monster an die Leine“, und die Flussfrau hat zurück gegeifert: „Mein Kimi ist kein Monster, jetzt machen Sie mal halblang “. Und hat dabei versucht, mich anzuleinen, was selbstverständlich misslang, weil ich im Zweifelsfall immer der Schnellere bin. Und so gabs im Nu ein grosses Gebrüll und ein wildes Gefuchtel und überhaupt das totale Tohuwabohu.

Und als der Kampf beendet, der Ball verteidigt und ich (doch irgendwie) an der Leine gelandet war, hat Frau Pitbull geschnaubt, sie gehe halt in die Hundeschule, damit sie wisse, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten habe. Und meine Flussfrau hat geknurrt, sie frage sich grade, was das für eine Schule sei, in der man lerne die Hunde im Kampf schreiend anzufeuern und so eine seltsame Penne sei wohl eher für d’Füchs als für den Hund. Und dann haben wir zwei im Gleichschritt und erhobenen Hauptes das Kampffeld verlassen.

Danach aber war meine Flussfrau ganz geknickt, und erzählte am Abend ihren Wassermännern, ich hätte beinahe eine Pitbull gefressen. Die Wassermänner blinzelten sich beipflichtend zu und versuchten anschliessend die Flussfrau zu trösten. Der kleine Wassermann hat mich gar mit seinem Lineal gemessen, und gesagt, ich sei jetzt ganze dreissig Zentimeter hoch, und das reiche nie und nimmer, um einen Pitbull zu verspeisen, noch nicht mal in der allergrössten Wut.

Das bestätigte am Tag darauf auch unsere Hundetrainerin und beruhigte meine Flussfrau mit den Worten: „Er ist ein Terrier und er macht keine halben Sachen. Sie wissen, was zu tun ist.“

Seither bleibt der Ball zu Hause. Schade eigentlich, ich fand das Verteidigungsmanöver ganz amüsant. Chef des Flusses bleib ich allemal. Und das Huhn, das daran etwas ändert, scheint weiterhin verschollen. Sollte es wider Erwarten noch auftauchen, werdet ihr es als Erste erfahren!

Es grüsst mit erhobener Rute

Euer Chef Kimi