Hundewetter (Ein König Kimi-Blog)

Wenn es etwas gibt, was ich mindestens so sehr hasse wie die Leine, so ist dies schlechtes Wetter. Regnet es, dann will ich nicht raus: Nicht kurz vors Haus und schon gar nicht auf grosse Tour. Die ganze Welt ist dann nass und kalt: Der Rasen, die Steine und nach ein kurzer Zeit auch mein Pelz. Natürlich haben die Zweibeiner keine Ahnung, wie sich so ein triefendes Fell auf der Haut anfühlt. Die haben ja ihre Stiefel, Jacken und Kapuzen, und so sagte die Flussfrau vor ein paar Tagen doch allen Ernstes zu mir: „König Kimi, es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung.“ Ho ho ho, ich lach mich schief, sauglatt ist das, es gibt aber auch wirklich grottenschlechte Menschenwitze.

Ich fand, das war der Zeitpunkt um deutlich zu werden. Meine Güte, was hab ich schon alles versucht, um meinem Rudel klarzumachen, dass ich bei Nässe im Bau bleiben will. Zum Beispiel am Morgen, wenns – plitsch, platsch – gegen die Fenster tropft, einen auf schlafenden Hund machen: Augen fest zu und zur Not noch etwas Schnarchen. Aber das hat man einfach ignoriert und mich mit ein paar netten Worten aus meinem Korb gehoben und zack, im nassen Gras wieder abgesetzt. Knut von der Birchmatt, hab ich zu mir gesagt, du musst Geduld mit ihnen haben. Sie wissen es nicht besser und sind schwer von Begriff. Und ging zur Sicherheit tagsüber in ein anderes Zimmer, wenn die Zweibeinerin die Stiefel anzog. Aber nein, auch hier: Püdü, düdü, komm König Kimeli, wir gehen jetzt raus, du musst mal für kleine Hundchen.“ Und zack das wehrlose Hundchen gepackt und wieder vor der patschnassen Hütte in den Schlamm gestellt.

Gegen jegliche Hundewürde ist das, und musste der Zweibeinerin jetzt endlich klar gemacht werden. Also drehte ich, während sie selbstsicheren Schrittes (weil ich ihr ja ansonsten immer auf dem Fusse folge!) Richtung Redingbrücke ging, einfach um und rannte zurück nach Hause. Dort sass ich dann ein ganzes Weilchen vor dem Hauseingang und wartete. Immerhin war es hier trocken. Als das Gesicht der Zweibeinerin endlich auftauchte, sah es schwer nach Ärger aus. Hatte sie tatsächlich noch immer nicht begriffen, was sie mir antat? Ganz offensichtlich nicht. Denn anstatt den Flussbau aufzuschliessen, mich liebevoll trocken zu rubbeln und mir anschliessend eine schöne Portion Futter zu servieren, nahm sie mich an die Leine und zerrte mich, ohne jegliches Mitgefühl, bis zur Redingbrücke hinter sich her. Dabei redete sie in säuerlichem Menschenton auf mich ein: „Eieiei, so komm endlich, du Sturkopf du, ich hab doch einen Termin.“ Hand aufs Herz, was hättet ihr an meiner Stelle gemacht, liebe Freunde? Hättet ihr euer Häufchen unter diesen Bedingungen noch draussen abgesetzt?

Eben. Ich auch nicht. Ich hab dann mein Geschäft, ausgiebig und in aller Ruhe, beim Termin von meiner Zweibeinerin auf dem Teppich erledigt.

„So ein Lumpenhund“, hat sich die Flussfrau am Abend bei ihren Wassermännern über mich beklagt. Und ihnen die ganze Geschichte erzählt. Aus ihrer Sicht versteht sich. Aber egal. Denn wichtig war ihr letzter Satz: „In Zukunft lass ich den König daheim, wenns regnet. Das mach ich nicht nochmal, der muss gar nicht meinen, der Halunke von der Birchmatt.“

Was wohl des Halunkens Meinung dazu ist? Nun, der freut sich tierisch darüber: Eins zu Null für König Kimi, bingo und bravo und weiter so!

Einen schönen Abend euch und Vorsicht, es wird nass!

Euer König